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Fachkräftebedarf in der Region Stuttgart kann gedeckt werden

Fachkräftebedarf in der Region Stuttgart kann gedeckt werden Stuttgartpost

Strukturbericht 2013 zeigt Wege auf und fordert gezieltere Maßnahmen

Die Region Stuttgart hat sich nach der Krise des Jahres 2009 wirtschaftlich sehr gut erholt und liegt heute im Vergleich mit anderen deutschen Großstadtregionen wieder auf den ersten Rängen. Eine bestimmende Rolle für die Zukunftsfähigkeit des Standorts wird in den kommenden Jahren die Fachkräftesicherung spielen. Je nach Sektor, Branche und Beruf wird die Fachkräftelücke unterschiedlich groß ausfallen. Im Jahr 2030 werden in der Region Stuttgart über alle Qualifikationsstufen hinweg, vor allem jedoch im Bereich der im dualen System ausgebildeten Beschäftigten, etwa 109.000 Fachkräfte fehlen. Die Prognosen gehen dabei von einem steigenden Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften im Dienstleistungsbereich aus. Der aktuelle Strukturbericht 2013 für die Region Stuttgart zeigt auf, dass die vor allem durch die demografischen Entwicklungen verursachte Fachkräftelücke geschlossen werden kann. In der Region Stuttgart gibt es Potenziale bei der Erwerbsbeteiligung von Personen mit Migrationshintergrund, von Frauen und Älteren, bei der Ausweitung der Arbeitszeit von Teil- in Vollzeit sowie in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Um diese Potenziale für die Wirtschaft der Region Stuttgart zu nutzen, benennen die Herausgeber des Strukturberichts gemeinsam konkrete Ansätze, die zielgerichtet und flächendeckend in der Region umgesetzt werden müssen.

Eine Kernaufgabe der Region Stuttgart ist die Stärkung der regionalen Zusammenarbeit. Mit der regionalen Fachkräfteallianz, dem Arbeitskreis Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik und den Initiativen auf kommunaler Ebene sind bereits projektorientierte und vernetzte Strukturen zur Fachkräftesicherung geschaffen worden. Die bei der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) angesiedelte Koordinierungsstelle der regionalen Fachkräfteallianz soll dabei  stärker als zentrale Anlaufstelle für Fachkräftethemen in der Region etabliert werden und lokale Aktivitäten initiieren und bündeln. „Wir müssen als innovativer Wirtschaftsstandort im Wettbewerb nicht nur um die besten Köpfe, sondern um alle jungen Menschen bestehen. Dafür müssen wir uns noch stärker als Bildungs- und Ausbildungsregion mit hoher Lebensqualität bekannt machen“, sagt Jürgen Wurmthaler, Leitender Direktor für Wirtschaft und Infrastruktur des Verbands Region Stuttgart. Darüber hinaus gilt es, eine gesunde wirtschaftliche Struktur, eine vernetzte, nachhaltige Mobilität und eine attraktive Naherholungslandschaft sicherzustellen.

Fachkräfteengpässe wird es künftig vor allem bei beruflich Qualifizierten geben. „Studium und duale Ausbildung dürfen deshalb kein Gegensatz sein, sie sind Teil eines Bildungssystems“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter die gemeinsame Position der Herausgeber zu diesem Themenfeld. Berufliche Orientierung an den Schulen sollte besser als bisher gewährleistet werden. Die Berufsschulen müssen auch personell gestärkt werden. Berufliche und akademische Bildungsangebote sollten besser verzahnt werden, zum Beispiel durch die Anrechnung beruflicher Bausteine bei einem späteren Studium. Um bei Personen mit Migrationshintergrund die Bildungs- und Qualifizierungspotenziale besser auszuschöpfen, sollten sie bereits in der Schule stärker gefördert werden. Hierbei müssen Schulen, Migrantenorganisationen, Träger beruflicher Bildung und Unternehmensvertreter mit Migrationshintergrund noch besser zusammenarbeiten.

Wenn Lehrstellen nicht mehr besetzt werden können, muss das Potenzial nicht ausbildungsreifer Schulabgänger stärker als bisher genutzt werden. „Ein betrieblich unterstütztes Förderjahr gibt Jugendlichen auch mit schlechten Zeugnissen die notwendige zweite Chance für den Einstieg ins Arbeitsleben", so Uwe Meinhardt, Sprecher der IG Metall Region Stuttgart. Und bei der Besetzung von Stellen für Hochqualifizierte muss die betriebliche Weiterqualifizierung stärker im Fokus stehen. So bieten zum Beispiel betriebliche Stipendien für beide Seiten Vorteile: die Unternehmen stellen ihre Beschäftigten zur Weiterbildung frei und binden sie gleichzeitig durch die finanzielle Unterstützung ans Unternehmen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben Aufstiegschancen bei einem geringeren finanziellen Risiko. Beide Maßnahmen zur Hebung des Erwerbstätigenpotenzials werden von den Herausgebern breit getragen.

In der Region Stuttgart werden seit Jahren steigende Teilzeitquoten notiert. Es sind vor allem Frauen, die einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen. Würde man ihren Wünschen nach einer Aufstockung der Wochenarbeitszeit entsprechen, könnten laut einer aktuellen Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) in der Region 39.000 weitere Vollzeitstellen von Frauen besetzt werden. Ein früher Wiedereinstieg nach der Elternzeit und eine Erhöhung des Teilzeitumfangs von Frauen stellen große Potenziale der Fachkräftesicherung dar. Voraussetzung dafür sind neben einer Kinderbetreuungsinfrastruktur, die sich an den Bedürfnissen berufstätiger Eltern orientiert, maßgeschneiderte Weiterbildungsangebote und flexible Arbeitszeitmodelle. „Insgesamt sind die Unternehmen gefragt, stärker in die strategische Personalentwicklung, die Mitarbeiterbindung und in neue Formen der Arbeitsorganisation einzusteigen. Aber auch Kommunen als Träger und Finanziers der Kinderbetreuung müssen mehr Flexibilität und Wirtschaftsnähe beweisen“, erläutert Claus Munkwitz, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, eine Forderung der Herausgeber. Eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung ist eine Investition in die Standortattraktivität, die sich rechnet.

Vor allem kleine und mittlere Unternehmen aus produzierendem Gewerbe und Handwerk sind noch stärker an Beratungsangebote im Bereich strategischer Personalentwicklung heranzuführen. Dazu sollten bestehende und neue Beratungsangebote für die Betriebe und Arbeitnehmer besser verzahnt und über eine Informationsbündelung bei der regionalen Fachkräfteallianz transparenter gemacht werden. Um qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen und ausländische Studierende in der Region zu halten, sollte eine Willkommens- und Anerkennungskultur geschaffen werden. Dazu braucht es rechtliche Voraussetzungen, die vor Ort durch strukturelle Veränderungen in den Verwaltungen flankiert werden. Welcome Center als zentrale Anlaufstellen sollten aufgebaut werden. Das Dienstleistungsangebot eines Welcome Centers muss sich strikt an den Bedürfnissen der Zuwanderer orientieren. Für ausländische Studierende bietet sich auch die gezielte Vermittlung von Praktika in regionalen Unternehmen an.

Neben seinem Schwerpunkt Fachkräftebedarf analysiert der Strukturbericht die Entwicklung von Wirtschaft und Beschäftigung in der Region. Die aktuellen Wirtschaftsdaten zeigen, dass sich die Region aus der Wirtschaftskrise heraus einen Spitzenplatz im Standortwettbewerb zurückerobert hat: Die Region Stuttgart erwirtschaftet knapp 30 Prozent der Wertschöpfung von Baden-Württemberg. Die Arbeitslosenquote lag im Mai bei 4,3 Prozent und ist damit bundesweit die zweitniedrigste Quote nach der Region München (3,9 Prozent). Mit einem Ausfuhranteil von 61,4 Prozent am Umsatz im Verarbeitenden Gewerbe war die Region Stuttgart 2011 hinter der Region München die zweitstärkste Exportregion in Deutschland. Diese starke internationale Wettbewerbsfähigkeit basiert auch auf der ausgeprägten technologischen Leistungsfähigkeit der regionalen Wirtschaft. Sowohl bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung als auch bei den Patentanmeldungen nimmt die Region Stuttgart bundesweit die Spitzenstellung ein.

Fahrzeug- und Maschinenbau mit 105.000 bzw. 69.000 Beschäftigten sind weiterhin die industriellen Beschäftigungsträger der Region. Ihre enge Verflechtung mit anderen Branchen, Dienstleistern und dem Handwerk in einem weltweit einmaligen Automotive-Cluster mit mehr als 191.000 Beschäftigten bildet auch zukünftig das Fundament für Innovationen in den Zukunftsfeldern Mobilität, Ressourceneffizienz und Vernetzung von Systemen.

Der Strukturbericht dient seit 1989 zur Bewertung von Wirtschaft und Beschäftigung in der Region Stuttgart. Seit 2002 wird er alle zwei Jahre gemeinsam von Verband Region Stuttgart, Industrie‐ und Handelskammer, Handwerkskammer und IG Metall Region Stuttgart herausgegeben.

Diese Pressemitteilung, druckfähige Grafiken sowie der vollständige Strukturbericht 2013 stehen im Internet auf den Seiten der Herausgeber zum Download bereit:
 
Handwerkskammer Region Stuttgart: www.hwk-stuttgart.de
IG Metall Region Stuttgart: www.region-stuttgart.igm.de
IHK Region Stuttgart: www.stuttgart.ihk.de, Dok-Nr. 125127
Verband Region Stuttgart: www.region-stuttgart.org

Quelle: Herausgeber zum Strukturbericht 2013 von Verband Region Stuttgart, Industrie‐ und Handelskammer, Handwerkskammer und IG Metall Region Stuttgart

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